Grußwort Herr Ullrich
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
im Namen der Deutschen Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste und im Namen der Organisatoren des Pflegesymposiums, begrüße ich Sie ganz herzlich zum Deutschen Anästhesiecongress 2021.
„Medizin mit menschlicher Intelligenz“ – nehmen wir dies nicht alle als Grundlage unseres Handelns für uns in Anspruch? Intelligenz im klassischen Sinn schließt die Fähigkeiten zum schlussfolgernden Denken, zum Planen, zum Problemlösen, zum abstrakten Denken, zum Verstehen komplexer Ideen und zum raschen Auffassen ein.
Seit einigen Jahrzehnten gilt jedoch die emotionale Intelligenz, die weit mehr ist als ein gemessener Quotient, als Schlüssel zum persönlichen und beruflichen Erfolg. Diese Form der Intelligenz bildet die Grundlage für all unsere Kompetenzen, die für die Bewältigung unseres Arbeitsalltags ausschlaggebend sind - sei es auf der Intensivstation, im Operationssaal oder in der Notaufnahme. Empathie, Kommunikationsfähigkeit, Menschlichkeit und soziale Kompetenz sind grundlegende Voraussetzungen für uns in einer sich rasant entwickelnden Berufs- und Arbeitswelt.
Es gilt mehr denn je die Bereitschaft und Fähigkeit zu haben, sich in einem Behandlungsteam aus Ärzten, Pflegenden und anderen Berufsgruppen rational und verantwortungsbewusst auseinanderzusetzen und zu verständigen. „Hirn, Hand und Herz“ sind die Grundpfeiler einer guten Medizin und Pflege. Nicht allein das Erlangen fachlichen Wissens und das Erlernen manueller Fähigkeiten sind Bestandteile ganzheitlicher Betreuung des Schwerstkranken, sondern auch die Entwicklung sozialer und selbstreflexiver Fähigkeiten.
Um diese Kompetenzen der Behandelnden verantwortungsbewusst einsetzen zu können, bedarf es dringender denn je Reformen unseres Gesundheitssystems.
Die Personalsituation in den Kliniken, besonders auf den Intensivstationen, die schon vor der Corona-Pandemie angespannt war, hat sich erheblich zugespitzt. Die aktuelle Situation wirkt wie ein Indikator, durch den sich die bereits vorher bestehenden Probleme überdeutlich zeigen – fehlendes Pflegepersonal, dauerhafte Überlastung und nur geringe Anreize für Pflegende, sich weiter zu qualifizieren.
Noch nie war es dringlicher als jetzt, die Arbeitsbedingungen für Pflegende zu verbessern und die Attraktivität des Arbeitsfeldes zu erhöhen. Angemessene Stellenschlüssel und abgesicherte erweiterte Handlungskompetenzen sind erforderlich. Gleichzeitig müssen die Aus- und Weiterbildungskapazitäten erhöht werden, um eine dauerhafte und nachhaltige Entlastung zu erreichen.
Die Mehrzahl der Pflegenden übt ihren Beruf sehr gern und verantwortungsvoll aus – mit menschlicher Intelligenz! Geben wir ihnen angemessene Rahmenbedingungen und unterstützen sie dabei!
Eine andere Form der Unterstützung und fachlichen Bereicherung sind die vielen Anregungen und Impulse, die der DAC für Sie bereithält. Ich darf Sie - meine Damen und Herren - jetzt einladen, den virtuellen Raum auf dem DAC zu nutzen und den Kongress durch Ihre Diskussionsbeiträge aktiv mitzugestalten.
Ihr
Lothar Ullrich
Vorsitzender DGF e.V.